Lost & Found
Brier Island Pond Cove - North Point - Long Island - Whale Cove - Sandy Cove - Waterfort
Der Nebel hat sich über Nacht nicht aufgelöst, es ist aber heftiger Wind aufgekommen. Dessen Lautstärke, scluckt fast das Geräusch des Nebelhorns.
Obwohl die Sichtweite Richtung Meer nur wenige Meter beträgt, marschieren wir bis an die Spitze von Brier Island. Die Flut ist noch zu weit draussen, und auch sonst können wir nicht viel erkennen oder sehen, also dreehen wir um und verlassen das einsame Plätzchen.
Wir fahren ans North End. Dort steht ein moderner Leuchttrum, der auch ein modernes Hupsignal für den Nebel abgibt. Es klingt wie wenn es ein Gong in einem Einkaufszentrum wäre „Ding dong, bitte verlassen sie die Geschäfte, das Zentrum wird geschlossen.“ Einfach in „sehr laut“. Nun, wir wollen hier zum Seal Cove wandern und lassen den Leuchtturm hinter uns, natürlich verfolgt uns das Nebelhorn. Diesmal können wir die Seals zwar bald sehen, aber wegen des Windes nicht hören. Ein bisschen schade, da dieses typische Gemaule so lustig ist. Einige Harbour Seals sind aber schon in den hohen Wellen auf der Jagd und schauen immer wieder interessiert zu uns, wenn sie zum Luftholen auftauchen. Wir setzen uns auf einen Felsen und bebachten sie mit dem Fernglas und schiessen trotz widriger Verhältnisse (schlechtes Licht, dichter Nebel) ein paar Bilder. Vor allem nehmen wir aber diese Szene mit den hohen rollenden Wellen, die die Flut hineinträgt, den etwa 50 Seals und den Eiderenten in uns auf. Plötzlich, ohne Vorwarnung, werden wir von einem Sprutz Wasser übergossen. Wir schauen hinter uns, denn es hat sich angefühlt, als wenn einer mit einem Kessel hinter uns stehen würde und uns übergossen hätte. Nichts,... es ist aber eindeutig, dass wir das nicht geträumt haben, wir sind von grossen Wasserspritzern übersät, genau wie der Boden um uns herum. Wir schauen uns an: was war denn das? Und bevor wir das auch nur andenken können, geht es erneut los und es giesst, wortwörtlich wie aus Kübeln. Ein Platzregen ist ein Dreck dagegen. Schnell kramen wir den Regenschutz, den Schutz für den Rucksack hervor, aber bis wir das erledigt und die sicher Kamera verstaut haben, sind wir sowas von nass... Welch eigentümliche Situation, dichter Nebel, heftiger Wind, und heftiger Regen in einem. Nun spielt es auch keine Rolle mehr und wir klettern auf einen anderen Felsen und beobachten die Seals, wie sie immer wieder Kopf und „Hinterfüsse“ in die Luft strecken, wenn eine Flutwelle ihre kleine Felseninsel überspült. Als wollten sie jede Minute im „Trockenen“ auskosten, bevor sie zurück ins Meer müssen. Lange wird dieser Felsen, nämlich nicht mehr über dem Wasser sein.
Als dann auch noch Donnergrollen zu hören ist, machen wir uns auf den rutschigen Rückweg. Überall haben sich in der kurzen Zeit grosse Pfützen gebildet, die kaum zu umgehen sind. Zurück im Camper, entledigen wir uns der durchnässten Kleidung und Schuhe und funktionierend das Bad in eine tropfende Wäschekammer um. Wir wollten eigentlich noch einmal zur Mövenkolonie und zum westlichen Leuchtturm, da der Regen aber nicht nachläst und weiter in voller Heftigkeit niederprasselt, trinken wir einen Tee, essen Kuchen und entscheiden neu und fahren Richtung Fähre. Dort stehen wir in der ersten Reihe an und langsam füllt sich das Anstehreservoir mit Fahrzeugen. Wir werden also mit der nächsten Fähre von der Insel kommen. Leider hat Marco‘s Mobiltelefon den Regen nich so gut überstanden und macht keinen “Zappeler“.
Als er sein Zweittelefon aus dem Bauchtäschli, mit all seinen wichtigen Dokumenten (Pass, Geld, Kreditkarten, Witzblatt, etc.) kramen will, kann er dieses nicht finden. Komisch. Ich versuche mitzudenken, und abzufragen, wo er es das letze Mal hatte. „Auf dem Felsen!“ “Welchem Felsen?“ „Bei den Seals“. Es muss bei hektischen Auspacken des Regenzeugs, versehentlich liegen geblieben sein.“
Ok, nun ist schnelles Handeln gefragt. Die Flut kommt. Und hier ist die Flut nicht einfach nun Wässerchen, das ein bisschen weiter hineinplätschert. Hier in der Bay of Fundy, bedeutet Flut einen Höhenunterschied zwischen 8-15 Metern!!! Zudem ist Sturm.
Wir scheren aus der Fährenwartezone aus, fahren zurück zum Leuchtturm. Da es immer noch giesst, geht M. alleine in Badehosen und der Regenpellerine den Weg zurück. Nur das Funkgerät nimmt er mit, um sofort Bescheid zu geben. Schon bald funkt er, dass mit der steigenden Flut und dem Regen sich optisch alles verändert hat und er nicht mehr erkennen kann, wo wir den ersten, und den zweiten Halt machten. Ich meine, dass ich mich besser erinnern kann. Und ziehe also auch los. Ich präge mir in der Regel Kleinigkeiten anders ein. Kann mich an Blumen, Treibgut, Wegmarken besser erinnern. Zumindest weiss ich bei beiden Stellen, wo wir vom Weg abgebogen und in die Felsen gekraxelt sind. Aber in der Tat, die Landschaft, die Felseen sehen sind total anders. Die Seehundfelseninseln, sind unter Wasser (aber wo?), es gibt keine kleinen Buchten mehr und alle Felsen sind nun dunkelbraun und die Flut steigt und steigt. Das Bauchtäschli hat eben diese dunkelbraune Farbe und wir können und können es nicht finden, obwohl wir meinen, die beiden Steine, auf denen wir gesessen haben zu erkennen. Nicht, nichts, nichts. Ich zweifle schon daran, ob es wirklich hier ist, und nicht irgendwo im Camper liegt, M. ist sich aber sehr sicher). Wir sind sehr vorsichtig, denn in unregelmässigen Abständen ist immer wieder eine gewaltigere Welle dabei, und all die Dokumente, wäre es dann doch nicht wert hier zu verunglücken. Aber dann wage ich mich noch etwas näher heran, weil ich meine unseren Sitz zu erkennen und tatsächlich 2 Meter unterhalb, liegt ein patschnasses Bauchtäschli, perfekt getarnt und nur kurz davor von der Flut verschlungen zu werden. Was für ein Glück und welch grosse Freude. Zuerst kann M. mein Rufen, dass ich es gefunden habe, durch den tosenden Sturm gar nicht hören, aber dann ist auch seine Freude gross.
Erneut nass bis auf die Knochen und dreckig dazu, sagen wir den Seals, die uns mit unseren im Wind flatternden Pellerinen beobachtet haben, Tschüss und gehen froh zurück.
Diesen Ort werden wir nicht vergessen: Seal Cove, benamsen wir um in „dort-wo-das-Bauchtäschli-fast-vom-Meer- verschlunge-worden-wäre“
Wir nehmen die nächste Fähre, die aus dem Nebel auftaucht, fahren durch den Regen über Long Island, noch eine Fähre. Es regnet immer noch, trotzdem besuchen wir noch den vergammelten Whale Cove Harbour. Dieser hat ab nicht mehr den gleichen Charme, wie 2015, als der Nebel noch dichter war. Der Nebel war damals gnädig und hatden Gammel verschlungen, heute ist er sichtbar.
Und heute haben wir wieder etwas Mühe ein Übernachtungsplätzchen zu finden. Zwei Schotterpisten, die wir als erfolgversprechend erachten, enden a) bei einem Haus, b) an einem Strand, der umgeben ist von Häusern und sich auch nicht eignet. Schliesslich landen wir an einem verlassenen Bootsplatz. Auf der St. Mary‘s Bay Seite. Es ist spät, die Sonne geht gerade unter, ja es hat ein wenig aufgeklart und der Himmel und die Wolken färben sich rosa.
Was für ein Tag! Wir sind dankbar, dass sich alles zum Guten gewendet hat.
Am westlichen Ende von Brier Island, viel ist nich zu sehen.
Felseninsel, mit Harbour Seals, die Insel wird bald von der Flut verschlungen
Jedes Mal, wenn eine Welle über den Felsen kracht, hebt der Seal Kopf und Füsse, als wollte er nicht nass werden. :-)
Bevor wir den Verlust bemerkten. Später ist das Wasser so hoch, dass man schon fast im Wasser sitzen würde. Bei High Tide, ist man etwa 2 Mete untr Wasser. Hier kann man sich auch gut vorstellen, wie sehr sich die Landschaft bei Flut verändert.
Die Fäh taucht aus dem Nebel au
Es klart auf, die Sonne mag kurz bevor sie untergeht den Nebel durchdringen.