Geplant war, den Costal Path ab St Andrews immer weiter südlich bis zu einem Naturschutzgebiet zu laufen. Und wie immer kam es anders.
Die ersten drei Stunden blieb es dabei. Die Küste war wunderschön, ein ständiger Wechsel massiver Klippen und sanfter Strände. Bis auf ein paar verstreute Golfer, die ihre Bälle hoffentlich unter Kontrolle hatten, war sie beinahe menschenleer. Doch dann tauchte ein Schild auf, Pfeil nach rechts: “Distillery”.
Distillery! Damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet! Und sofort war klar, dass ich dem magischen Schild folgen musste. Ich bog also in den schmalen Trampelpfad ein, der von der Küste weg ins Landesinnere führte.
Und landete unvermittelt in einem verwunschenen Garten.
Von solch einer Schönheit, dass ich darüber beinahe die Zeit vergaß. Doch diese rannte!
Es war davon auszugehen, dass die Distillery gegen 17 Uhr schließen würde. Und es war bereits fast vier. Zu allem Unglück musste ich feststellen, dass mich der riesige Garten wohl in die falsche Richtung gelockt hatte. Denn als ich endlich einen Ausgang aus dem Garten gefunden hatte (was beinahe unmöglich gewesen war), fand ich mich durch eine tiefe Schlucht von der Distillery getrennt.
Um eine Brücke zu suchen blieb zu wenig Zeit, also kletterte ich kurzerhand durch die Schlucht. Wo ein Ziel da auch ein Weg! Um 16:10 kam ich schließlich atemlos aber wohlbehalten in der Distillery an, meine Hose vom Kletten übersäht, Zweige im Haar. Der Mitarbeiter – wieder einer dieser netten Schotten – begrüßte mich mit interessierter Verwunderung.
Ich fragte – obwohl ich mir keine Chancen ausmalte – ob es heute noch eine Führung gäbe? Er schaute in seinen Computer, überlegte kurz und freute sich dann, mir mitteilen zu können, dass in 10 Minuten die Führung beginnen werde und zufällig noch ein Platz frei sei.
Eine Stunde lang wurden uns in fachkundigem Eifer Geschichte und Hintergrund nahegebracht, bis wir den Whisky endlich dann auch trinken durften.
Er mundete. Mit einer Flasche Whisky im Gepäck und durchaus zufrieden über den Tagesverlauf trat ich schließlich den Heimweg an, drei Stunden die Küste aufwärts.